Blog
Kreative Zeit-Verschwendung
Albert Einstein hat es wahrscheinlich am schönsten ausgedrückt: „Kreativität ist der Bodensatz verschwendeter Zeit."
Einstein weiter auf die Frage, was jemanden wie ihn vom „Durchschnitts-Menschen" unterscheide: „Ein normaler Mensch, der eine Nadel in einem Heuhaufen finden soll, beendet die Suche, wenn er die Nadel gefunden hat. Ich hingegen würde den ganzen Heuhaufen durchwühlen, um nach sämtlichen möglicherweise darin verborgenen Nadeln zu suchen." Und Thomas Alva Edison, der die Glühbirne zwar nicht erfunden, aber entscheidend weiterentwickelt & vermarktet hat, „kannte 9'000 Arten, wie eine Glühbirne nicht funktioniert." Kein Wunder, definierte er Schöpfer-Kraft als 1% Inspiration und 99% Transpiration. Sind also Fleiss & Schweiss der Schlüssel zum kreativen Erfolg?
Auch – aber grundsätzlich einmal verfügt jeder Mensch über kreatives Potential. Kreativ zu sein heisst vor allem, ungewohnt zu denken & zu handeln. Wissen & Erfahrungen ein Stück weit beiseite zu schieben und neue (Denk-)Wege einzuschlagen. Das wird nicht jedem im gleichen Ausmass gelingen – aber jeder Mensch kann seine Fähigkeit verbessern, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen so zu verknüpfen, dass neue Lösungen entstehen. Schauen wir uns einmal ein bisschen genauer an, wie wir den kreativen Schaffens-Prozess begünstigen & beschleunigen können.
Denn wie heisst es so schön: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
Kreativität hat ein hohes Ansehen in den Augen der meisten Menschen – und auch der meisten Unternehmen. Ein zu hohes Ansehen, findet der renommierte Star-Designer Philippe Starck. Seiner Ansicht nach kann jeder kreativ sein, wenn auch nicht im gleichen Ausmass. Für ihn ist das nicht zuletzt eine Frage des Lebens-Entwurfs. Viele Leute würden ihr Leben damit verbringen, Projekte zu realisieren, die nicht ihre eigenen sind, sondern Projekte anderer Leute. Um sein eigenes kreatives Potential optimal ausschöpfen zu können, müsse er nach seinen eigenen Regeln arbeiten. Wenn er seine Ruhe habe, könne er sozusagen die Früchte seines Unterbewusstseins ernten. Hilfreich dabei sei, Wissen aus möglichst unterschiedlichen Bereichen zuzuführen, das wirke wie „Dünger für das Gehirn". In seinem Fall seien das etwa Bücher über Mathematik, Biologie und ähnliches. Danach könne er „ernten": Ideen würden dann seinem Kopf entspringen wie farbiges Papier einem Drucker.
Es muss jetzt nicht unbedingt Mathematik oder Biologie sein (!) ... Aber neuere Forschungen zeigen deutlich, dass zur Freisetzung von Kreativität auch andere Felder ausserhalb der eigenen Kernkompetenzen & Fachgebiete „beackert" werden sollten. Unser Gehirn muss – um bei Philippe Starck zu bleiben – mit Dünger versorgt werden. Wer kreativer werden will, sollte sich neuen Informationen & Themen-Bereichen aussetzen und sich auch ausserhalb des gewohnten Radius bewegen & engagieren.
„Kreativität heisst einfach, Dinge zu verknüpfen", hat es Apple-Firmen-Gründer Steve Jobs bereits in den 90er Jahren auf den Punkt gebracht. Dafür müsse man allerdings genug verschiedene Punkte miteinander verbinden können – solche innerhalb & ausserhalb des eigenen Fachgebiets. Und viele Menschen würden nun mal wenig Wissen & Erfahrungen aus ganz anderen Bereichen mit in den Problem-Lösungs-Prozess hineinbringen können. Apple ist denn auch ein gutes Beispiel für das Verknüpfen einzelner „Punkte", sprich einzelner Geräte & Funktionen. Steve Jobs selbst hat sich beispielsweise mit Kalligrafie (Schön-Schreiben) beschäftigt. Im Rückblick hätte sich dann gezeigt, wie perfekt gerade dieser Punkt mit anderen verknüpft worden sei, wären doch heutige PCs ansonsten vielleicht mit einer weniger ansprechenden Typografie ausgestattet. Vorausschauend könne man die einzelnen Punkte (noch) nicht miteinander verbinden, so Jobs. Aber im Rückblick würde dann vieles Sinn machen – darauf solle man getrost vertrauen.
„Nothing of me is original – I am the combined effort of everyone I've ever known", so der amerikanische Autor & Journalist Chuck Palahniuk ("Fight Club"). Nichts an ihm sei „original" – er sei vielmehr das "kombinierte Bestreben" all jener, die ihm irgendwann einmal im Leben begegnet sind.
Neuere Forschungen belegen denn auch deutlich, wie hilfreich ein breit gefächerter Freundes- & Kollegen-Kreis in Bezug auf Kreativität & Innovation sein kann. Amerikanische Unternehmer mit breit gefächertem Kollegen- & Freundes-Kreis schnitten bei Innovationen weit überdurchschnittlich ab. Sie konnten bzw. können auf Wissen & Erfahrung eines breiten Umfelds zurückgreifen und dies nach Möglichkeit in rentable neue Produkte & Dienstleistungen einfliessen lassen. Gerade fortschrittliche, innovative Unternehmen ermutigen ihre Mitarbeiter/innen zunehmend zu bunt gemischten Netzwerken mit Menschen verschiedenster Interessen, Kompetenzen & Erfahrungen.
Neuere Forschungs-Ergebnisse zeigen auch eindrücklich, wie wichtig es für den kreativen Schaffens-Prozess ist, dass man das, was man tut, gerne tut. Dass man sich auch wirklich dafür interessiert & engagiert. „Intrinsisches Interesse" heisst das im Fach-Jargon – ein besonders starker Motivator und sehr oft stärker als jede Form von äusserer Belohnung. Weil Menschen dann das Gefühl haben, ihr eigenes Leben zu leben und nicht dasjenige eines anderen. Das zeigt auch eindrücklich die biografische Forschung von Goethe bis Einstein: Diese Meister haben nicht in erster Linie geforscht, gemalt, geschrieben (oder was auch immer ...), um berühmt zu werden, sondern um immer besser zu werden in dem, was sie machten & liebten. In dem, was ihnen wirklich wichtig war.
Dabei kann es in unserer modernen Welt hilfreich sein, sogenannte „Kreativitäts-Hindernisse" – zumindest temporär – beiseite zu schieben. Störungen wie etwa stundenlange Bilder-Fluten von Fernsehen, Social Media & Co. Heutzutage werden wir regelrecht überschwemmt mit aller Art von (visueller) Information. Vor diesem Hintergrund fällt es vielen Menschen immer schwerer, eigene Bilder zu entwickeln. Das fängt schon im Kindes-Alter an und setzt sich in späteren Lebens-Abschnitten nahtlos fort. Es braucht daher immer wieder Freiräume, die nicht bereits fixfertig „gefüllt & abgepackt" sind mit Aussen-Reizen. Wo nicht einfach eine Taste gedrückt werden kann, und dann passiert etwas (= sofortige Befriedigung). Wo man vielleicht zur Abwechslung wieder einmal selber nachdenken, phantasieren, spielen, zeichnen, von Hand schreiben, musizieren oder wie auch immer aktiv werden soll.
Wann bzw. in welchen Situationen sprudeln nun die besten Ideen?
Grundsätzlich hilft es ja bei vielen Tätigkeiten, konzentriert & fokussiert zu sein. Fokussiert auf eine bestimmte Aufgabe, ganz bei der (einen) Sache. In Bezug auf den kreativen Schaffens-Prozess aber stimmt das nicht. Kreative Prozesse laufen häufig unbewusst ab. Daher müssen wir immer mal wieder raus aus der Konzentration, raus aus der klaren Fokussierung, müssen uns bewusst fallen lassen & entspannen. Unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken, ins Unbestimmte & Ungefähre, unseren willkürlichen Assoziationen lauschen. Um dann im besten Falle „ernten" zu können. Plötzlich – auf einem Spaziergang, am Steuer auf dem Weg zum Supermarkt, beim Joggen oder unter der Dusche – kommt dann vielleicht eine brauchbare Idee. Als „Bodensatz" wie auch immer verschwendeter Zeit ...
Und natürlich können sich auch Fleiss, Ausdauer & Durchhalte-Vermögen im kreativen Schaffens-Prozess bezahlt machen. Vielleicht fällt einem während 100 Spaziergängen nichts Gescheites ein – aber plötzlich, beim 101. Spaziergang, macht es plötzlich „Klick", und ein Comic-Zeichner würde die kleine private Regen-Wolke über dem Kopf durch die berühmte kleine Glühbirne ersetzen. Das gleiche gilt fürs Weitermachen, wenn man noch nicht ganz zufrieden & glücklich ist mit der gefundenen Lösung. Da können ein paar Zusatz-Runden durchaus hilfreich sein ... vielleicht einmal eine andere Route einschlagen ... an anderen Häusern & Gärten & Gartenzwergen vorbei ...
Vielleicht ist aber auch die Aufgaben-Stellung ein bisschen zu allgemein & offen gehalten, vielleicht müssen wir zielgerichteter nach relevanten Puzzle-Teilen suchen und unsere Kreativität etwas stärker in (die richtigen) Bahnen lenken.
Struktur & Stabilität sind im kreativen Schaffens-Prozess nicht grundsätzlich hinderlich. „Viele Menschen brauchen gewissermassen stabilisierende Tätigkeiten, dann können sie die kreative Freiheit leichter ertragen", so der deutsche Professor & Kreativitäts-Forscher Rainer Holm-Hadulla.
Holm-Hadulla veranschaulicht das etwa an Albert Einstein: Man kenne zwar den unorthodoxen Einstein, der die Zunge herausstreckt auf Fotos. Aber in dieser Zeit, wo Einstein der unterhaltsame, politisch aktive, charmante Plauderer war, sei er gar nicht mehr wissenschaftlich aktiv gewesen. Seinen grossen Durchbruch hatte er, als er acht Stunden am Tag im Berner Patent-Amt Routine-Arbeiten erledigte & Patente prüfte und sich v.a. in der Freizeit seinen wissenschaftlichen Träumen hingab.
Und vielleicht auch darüber nachdachte, wie es wäre, wenn die Zeit klebrig wäre und man von einzelnen Momenten nie mehr loskäme ...
Ich möchte schliessen mit meinem Lieblings-Zitat vom amerikanischen Philosophen & Schriftsteller Ralph Waldo Emerson aus dem 19. Jahrhundert:
„Was vor uns liegt, was hinter uns liegt, ist nichts verglichen mit dem, was in uns liegt."
Das hat auch im 21. Jahrhundert nichts an Gültigkeit verloren ...
Einstein weiter auf die Frage, was jemanden wie ihn vom „Durchschnitts-Menschen" unterscheide: „Ein normaler Mensch, der eine Nadel in einem Heuhaufen finden soll, beendet die Suche, wenn er die Nadel gefunden hat. Ich hingegen würde den ganzen Heuhaufen durchwühlen, um nach sämtlichen möglicherweise darin verborgenen Nadeln zu suchen." Und Thomas Alva Edison, der die Glühbirne zwar nicht erfunden, aber entscheidend weiterentwickelt & vermarktet hat, „kannte 9'000 Arten, wie eine Glühbirne nicht funktioniert." Kein Wunder, definierte er Schöpfer-Kraft als 1% Inspiration und 99% Transpiration. Sind also Fleiss & Schweiss der Schlüssel zum kreativen Erfolg?
Auch – aber grundsätzlich einmal verfügt jeder Mensch über kreatives Potential. Kreativ zu sein heisst vor allem, ungewohnt zu denken & zu handeln. Wissen & Erfahrungen ein Stück weit beiseite zu schieben und neue (Denk-)Wege einzuschlagen. Das wird nicht jedem im gleichen Ausmass gelingen – aber jeder Mensch kann seine Fähigkeit verbessern, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen so zu verknüpfen, dass neue Lösungen entstehen. Schauen wir uns einmal ein bisschen genauer an, wie wir den kreativen Schaffens-Prozess begünstigen & beschleunigen können.
Denn wie heisst es so schön: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
Kreativität hat ein hohes Ansehen in den Augen der meisten Menschen – und auch der meisten Unternehmen. Ein zu hohes Ansehen, findet der renommierte Star-Designer Philippe Starck. Seiner Ansicht nach kann jeder kreativ sein, wenn auch nicht im gleichen Ausmass. Für ihn ist das nicht zuletzt eine Frage des Lebens-Entwurfs. Viele Leute würden ihr Leben damit verbringen, Projekte zu realisieren, die nicht ihre eigenen sind, sondern Projekte anderer Leute. Um sein eigenes kreatives Potential optimal ausschöpfen zu können, müsse er nach seinen eigenen Regeln arbeiten. Wenn er seine Ruhe habe, könne er sozusagen die Früchte seines Unterbewusstseins ernten. Hilfreich dabei sei, Wissen aus möglichst unterschiedlichen Bereichen zuzuführen, das wirke wie „Dünger für das Gehirn". In seinem Fall seien das etwa Bücher über Mathematik, Biologie und ähnliches. Danach könne er „ernten": Ideen würden dann seinem Kopf entspringen wie farbiges Papier einem Drucker.
Es muss jetzt nicht unbedingt Mathematik oder Biologie sein (!) ... Aber neuere Forschungen zeigen deutlich, dass zur Freisetzung von Kreativität auch andere Felder ausserhalb der eigenen Kernkompetenzen & Fachgebiete „beackert" werden sollten. Unser Gehirn muss – um bei Philippe Starck zu bleiben – mit Dünger versorgt werden. Wer kreativer werden will, sollte sich neuen Informationen & Themen-Bereichen aussetzen und sich auch ausserhalb des gewohnten Radius bewegen & engagieren.
„Kreativität heisst einfach, Dinge zu verknüpfen", hat es Apple-Firmen-Gründer Steve Jobs bereits in den 90er Jahren auf den Punkt gebracht. Dafür müsse man allerdings genug verschiedene Punkte miteinander verbinden können – solche innerhalb & ausserhalb des eigenen Fachgebiets. Und viele Menschen würden nun mal wenig Wissen & Erfahrungen aus ganz anderen Bereichen mit in den Problem-Lösungs-Prozess hineinbringen können. Apple ist denn auch ein gutes Beispiel für das Verknüpfen einzelner „Punkte", sprich einzelner Geräte & Funktionen. Steve Jobs selbst hat sich beispielsweise mit Kalligrafie (Schön-Schreiben) beschäftigt. Im Rückblick hätte sich dann gezeigt, wie perfekt gerade dieser Punkt mit anderen verknüpft worden sei, wären doch heutige PCs ansonsten vielleicht mit einer weniger ansprechenden Typografie ausgestattet. Vorausschauend könne man die einzelnen Punkte (noch) nicht miteinander verbinden, so Jobs. Aber im Rückblick würde dann vieles Sinn machen – darauf solle man getrost vertrauen.
„Nothing of me is original – I am the combined effort of everyone I've ever known", so der amerikanische Autor & Journalist Chuck Palahniuk ("Fight Club"). Nichts an ihm sei „original" – er sei vielmehr das "kombinierte Bestreben" all jener, die ihm irgendwann einmal im Leben begegnet sind.
Neuere Forschungen belegen denn auch deutlich, wie hilfreich ein breit gefächerter Freundes- & Kollegen-Kreis in Bezug auf Kreativität & Innovation sein kann. Amerikanische Unternehmer mit breit gefächertem Kollegen- & Freundes-Kreis schnitten bei Innovationen weit überdurchschnittlich ab. Sie konnten bzw. können auf Wissen & Erfahrung eines breiten Umfelds zurückgreifen und dies nach Möglichkeit in rentable neue Produkte & Dienstleistungen einfliessen lassen. Gerade fortschrittliche, innovative Unternehmen ermutigen ihre Mitarbeiter/innen zunehmend zu bunt gemischten Netzwerken mit Menschen verschiedenster Interessen, Kompetenzen & Erfahrungen.
Neuere Forschungs-Ergebnisse zeigen auch eindrücklich, wie wichtig es für den kreativen Schaffens-Prozess ist, dass man das, was man tut, gerne tut. Dass man sich auch wirklich dafür interessiert & engagiert. „Intrinsisches Interesse" heisst das im Fach-Jargon – ein besonders starker Motivator und sehr oft stärker als jede Form von äusserer Belohnung. Weil Menschen dann das Gefühl haben, ihr eigenes Leben zu leben und nicht dasjenige eines anderen. Das zeigt auch eindrücklich die biografische Forschung von Goethe bis Einstein: Diese Meister haben nicht in erster Linie geforscht, gemalt, geschrieben (oder was auch immer ...), um berühmt zu werden, sondern um immer besser zu werden in dem, was sie machten & liebten. In dem, was ihnen wirklich wichtig war.
Dabei kann es in unserer modernen Welt hilfreich sein, sogenannte „Kreativitäts-Hindernisse" – zumindest temporär – beiseite zu schieben. Störungen wie etwa stundenlange Bilder-Fluten von Fernsehen, Social Media & Co. Heutzutage werden wir regelrecht überschwemmt mit aller Art von (visueller) Information. Vor diesem Hintergrund fällt es vielen Menschen immer schwerer, eigene Bilder zu entwickeln. Das fängt schon im Kindes-Alter an und setzt sich in späteren Lebens-Abschnitten nahtlos fort. Es braucht daher immer wieder Freiräume, die nicht bereits fixfertig „gefüllt & abgepackt" sind mit Aussen-Reizen. Wo nicht einfach eine Taste gedrückt werden kann, und dann passiert etwas (= sofortige Befriedigung). Wo man vielleicht zur Abwechslung wieder einmal selber nachdenken, phantasieren, spielen, zeichnen, von Hand schreiben, musizieren oder wie auch immer aktiv werden soll.
Wann bzw. in welchen Situationen sprudeln nun die besten Ideen?
Grundsätzlich hilft es ja bei vielen Tätigkeiten, konzentriert & fokussiert zu sein. Fokussiert auf eine bestimmte Aufgabe, ganz bei der (einen) Sache. In Bezug auf den kreativen Schaffens-Prozess aber stimmt das nicht. Kreative Prozesse laufen häufig unbewusst ab. Daher müssen wir immer mal wieder raus aus der Konzentration, raus aus der klaren Fokussierung, müssen uns bewusst fallen lassen & entspannen. Unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken, ins Unbestimmte & Ungefähre, unseren willkürlichen Assoziationen lauschen. Um dann im besten Falle „ernten" zu können. Plötzlich – auf einem Spaziergang, am Steuer auf dem Weg zum Supermarkt, beim Joggen oder unter der Dusche – kommt dann vielleicht eine brauchbare Idee. Als „Bodensatz" wie auch immer verschwendeter Zeit ...
Und natürlich können sich auch Fleiss, Ausdauer & Durchhalte-Vermögen im kreativen Schaffens-Prozess bezahlt machen. Vielleicht fällt einem während 100 Spaziergängen nichts Gescheites ein – aber plötzlich, beim 101. Spaziergang, macht es plötzlich „Klick", und ein Comic-Zeichner würde die kleine private Regen-Wolke über dem Kopf durch die berühmte kleine Glühbirne ersetzen. Das gleiche gilt fürs Weitermachen, wenn man noch nicht ganz zufrieden & glücklich ist mit der gefundenen Lösung. Da können ein paar Zusatz-Runden durchaus hilfreich sein ... vielleicht einmal eine andere Route einschlagen ... an anderen Häusern & Gärten & Gartenzwergen vorbei ...
Vielleicht ist aber auch die Aufgaben-Stellung ein bisschen zu allgemein & offen gehalten, vielleicht müssen wir zielgerichteter nach relevanten Puzzle-Teilen suchen und unsere Kreativität etwas stärker in (die richtigen) Bahnen lenken.
Struktur & Stabilität sind im kreativen Schaffens-Prozess nicht grundsätzlich hinderlich. „Viele Menschen brauchen gewissermassen stabilisierende Tätigkeiten, dann können sie die kreative Freiheit leichter ertragen", so der deutsche Professor & Kreativitäts-Forscher Rainer Holm-Hadulla.
Holm-Hadulla veranschaulicht das etwa an Albert Einstein: Man kenne zwar den unorthodoxen Einstein, der die Zunge herausstreckt auf Fotos. Aber in dieser Zeit, wo Einstein der unterhaltsame, politisch aktive, charmante Plauderer war, sei er gar nicht mehr wissenschaftlich aktiv gewesen. Seinen grossen Durchbruch hatte er, als er acht Stunden am Tag im Berner Patent-Amt Routine-Arbeiten erledigte & Patente prüfte und sich v.a. in der Freizeit seinen wissenschaftlichen Träumen hingab.
Und vielleicht auch darüber nachdachte, wie es wäre, wenn die Zeit klebrig wäre und man von einzelnen Momenten nie mehr loskäme ...
Ich möchte schliessen mit meinem Lieblings-Zitat vom amerikanischen Philosophen & Schriftsteller Ralph Waldo Emerson aus dem 19. Jahrhundert:
„Was vor uns liegt, was hinter uns liegt, ist nichts verglichen mit dem, was in uns liegt."
Das hat auch im 21. Jahrhundert nichts an Gültigkeit verloren ...