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Spiritualität als „Snoopys Decke“
Früher waren viele Menschen religiös. Heute sind viele Menschen spirituell – auf die eine oder andere Art & Weise. Die Asiaten mit ihrer jahrtausende-langen spirituellen Tradition sehen dieser Entwicklung mit Belustigung zu. Auf diese Weise, sagen sie, bereiten sich die Westler darauf vor, arm zu werden.
Das ist nicht ganz falsch. In erster Linie aber spüren die Menschen, wenn sie ihre Religion gegen jegliche Absenz einer höheren Macht eintauschen, haben sie unter dem Strich einen schlechten Tausch gemacht. Hatten sie vorher wenig, haben sie jetzt gar nichts mehr. Also versuchen sie diese Leere anderweitig zu füllen. Mit irgendetwas, das bitteschön Sinn verleihen soll. Also zum Beispiel mit Spiritualität. Ist ja auch gerade sehr trendy.
Das ist – jenseits zahlloser dubioser Esoterik-Angebote – keine schlechte Wahl. Denn das ständige Hetzen ins Nirgendwo bietet dem modernen Menschen keinen Sinn.
Ich möchte daher aufzeigen, wie einem eine (undogmatische) spirituelle Grundeinstellung Leben & Alltag erleichtern kann. Nein, ich komme nicht aus der esoterischen Ecke. Ich habe noch nie ein esoterisches Seminar besucht (welches von den Abertausenden?) oder mich in ein früheres Leben zurückführen lassen. Ich blicke auch nicht auf einen speziellen Moment der Erkenntnis oder gar Erleuchtung zurück, der mich plötzlich alles in einem anderen Licht sehen liess (wie diese unzähligen „Vorher-Nachher-Geschichten" ...). Kein spiritueller Meister hat mich an der Hand genommen und mir den „richtigen" Weg gewiesen. Ich kann weder die Zukunft lesen noch Energie übertragen oder mit Tieren & Toten kommunizieren. Bücher wie „The Secret" erachte ich in erster Linie als eindrückliche Marketing-Leistung. Ausserirdische haben mich stets grossräumig umfahren, und auch kein Nahtod-Erlebnis hat mir auf drastische Art & Weise die Augen geöffnet.
Ich versuche nur grundsätzlich mit offenen Augen und (einigermassen) gesundem Menschenverstand durchs Leben zu gehen und interessiere mich für Möglichkeiten & Wege, das Leben einfacher, schöner & besser zu gestalten. Davon handelt dieser Artikel. Von Spiritualität als praktischer Lebens-Hilfe. Von allgemeinen Erkenntnissen bis hin zu persönlichen, konkreten Ratschlägen für den ganz normalen Alltag, den ganz normalen „Alltags-Wahnsinn". Von Spiritualität als „Snoopys (Wohlfühl-)Decke" ...
Nun wird einem der Begriff „Spiritualität" heutzutage von allen möglichen & unmöglichen Seiten um die Ohren geschleudert. Spiritualität ist vielerorts ein Synonym für „gut", für etwas „Besseres" als die dogmatischen Religionen geworden – für etwas, das dem Leben Sinn verleiht.
Was bedeutet der Begriff aber im eigentlichen Sinne?
Spiritualität beinhaltet nach alter asiatischer Tradition Bewusstsein, Wahrheit und Freude. Sie findet dort statt, wo einem das Herz aufgeht.
Hallo, höre ich Sie jetzt denken, ist das alles?
Ja, das ist alles!
Spirit ist – verständlich ausgedrückt – jener Teil in uns, der von Hoffnung lebt. Von Hoffnung, dass etwas existiert, das grösser ist als wir, das über uns & unsere (kurze) irdische Existenz hinausgeht, etwas Lichtvolles, Universelles, Ewiges.
Und hier sehen wir uns auch bereits mit der Kern-Frage unserer Existenz konfrontiert:
Ist uns das Universum grundsätzlich freundlich gestimmt?
Hält es Licht & Liebe, eine schützende Hand und so etwas wie Unvergänglichkeit für uns bereit? Gibt es eine schöpferische Kraft – wie immer man diese auch nennen will –, mit der wir auf positive Weise verbunden sind?
Über diese Frage kann man sich ein halbes Leben lang den Kopf zerbrechen – und am Ende nicht klüger sein als vorher. Oder man kann einfach annehmen, dass es so ist. Dass uns dieses Universum freundlich gestimmt ist und dass es so etwas wie eine schöpferische göttliche Kraft gibt, mit der wir durch jeden Atemzug verbunden sind.
Ich empfehle sehr, sich mit dieser Sichtweise vertraut zu machen. Nicht weil ich in irgendeiner Weise missionieren will – und schon gar nicht in esoterischer! Aber es ist einfach so, dass es sich leichter lebt mit irgendeiner Form von „Anbindung" an etwas Grösseres, Göttliches, Ewiges. Der Mensch tut sich unheimlich schwer mit der Vorstellung, dass dieses eine Leben alles gewesen sein soll. Dass letztlich alles vergebens gewesen ist. Wir wollen, dass es irgendwie weiter geht. Mit uns. Mit dem, was uns ausmacht und wichtig ist (Kinder müssen ihre eigenen Wege gehen ...). Wir brauchen diesen Spirit, diese Hoffnung – sie ist ein bisschen wie „Snoopys Decke" – sie gibt uns ein gutes Gefühl.
Und natürlich lässt es sich grundsätzlich einfacher & besser leben, wenn man sich irgendwie aufgehoben fühlt in dieser doch oftmals brutalen & kalten Welt. Wenn man sich verbunden fühlt mit etwas Göttlichem & Lichtvollem, beschützt von einer höheren Instanz. Ganz egal, wie man diese auch nennen will – Gott, Universum, schöpferische Kraft, Divine Order, göttliches Gesetz oder wie auch immer. Wenn man ein Gefühl von Einbettung in etwas Grosses, Ganzheitliches, Ewiges verspürt, ein gewisses Ur-Vertrauen, eine gewisse Zuversicht.
Wenn man sich aufgehoben fühlt in dieser Welt.
Snoopys Decke kann nun irgendeine Form von Religion sein – oder eben Spiritualität.
Was ist der Unterschied?
Religion ist Spiritualität mit Einschränkungen – mit mehr oder weniger (von Menschen gemachten) Einschränkungen.
In der Religion wird einem der Weg aufgezeigt, im Spirituellen soll man ihn selber finden.
Wie wir bereits gesehen haben, besteht der Kern der Spiritualität aus Bewusstsein, Wahrheit und Freude. Für den einen kann das eine Morgen-Meditation sein, für den anderen ein Spaziergang im Wald mit dem Hund oder ein Tango-Kurs mit der feschen Nachbarin. Für den nächsten ist es vielleicht ein gemütlicher Sonntags-Brunch mit Freunden. Oder eine Über-Land-Fahrt mit dem schmucken Oldtimer. Und für wieder einen anderen ein klärendes Gespräch mit dem Nachbarn oder ein kritisches Wort auf einer Social-Media-Plattform. Und für den einen oder anderen Glücklichen ist es vielleicht sogar ein Grossteil seiner Arbeit ...
Spiritualität ist ein weites Feld, kann viele Formen annehmen.
Für viele Menschen ist sie ein zu weites Feld. Sie sehnen sich nach Einschränkung. Aber sobald wir Spiritualität einschränken, bewegen wir uns wieder in Richtung Religion, Ideologie, Dogma oder gar (esoterische) Sekte. Spätestens wenn vom „schmalen Weg der spirituellen Erleuchtung" und vom „breiten Weg der Ignoranz" (oder so ähnlich ...) die Rede ist, sind wir wieder dort angelangt, wo so viele Menschen weg wollten ...
Trotzdem schliessen sich natürlich Religiosität und Spiritualität nicht grundsätzlich aus und lassen sich sehr wohl miteinander vereinbaren (US-Unternehmerin & Talk-Queen Oprah Winfrey hat ein welt-umspannendes Imperium auf diesen beiden Säulen errichtet – neben der kommerziellen Säule). Solange man sich aus religiösen Gründen nicht dermassen einschränkt, dass einem selber nicht mehr wohl dabei ist. Und solange man die eigene Religion nicht als „überlegen" betrachtet bzw. andere Menschen ausgrenzt.
Die Sehnsucht vieler Menschen – oftmals enttäuscht von den klassischen Religionen (und weiss Gott nicht nur von denen!) – nach Aufzeigen eines klaren spirituellen Weges machen sich (zu) viele Anbieter/innen spiritueller/esoterischer Produkte & Dienstleistungen zunutze.
„Manch einer fühlt sich hier im Stich gelassen, Alexandra, ned nur du ..." sang die Kölner Band BAP in den 80er Jahren, „Alexandra, ned nur du ..."
„Mein Seminar weist Ihnen den richtigen spirituellen Weg." „Dieses Power-Wasser schützt Sie & Ihre Aura vor negativer Energie." „Meine Energie-Übertragung hilft Ihnen durch den Tag – rufen Sie wieder an für den nächsten Energie-Schub!" „Diese Meditation bringt Glück, Erfolg und Seelen-Frieden. Bestellen Sie noch heute!" „Nur dieser Anhänger schützt Sie vor gefährlicher Strahlen-Belastung." „Diese Kapseln zünden Ihren spirituellen Entgiftungs-Turbo!" „Dieses Buch enthält das geheime Wissen der Maya/Ägypter/Illuminati/Atlanter ..." Und so weiter und so fort.
Überhaupt fallen gerne Ausdrücke wie „altes Wissen", „geheimes Wissen", „spiritueller Weg", „Energie & Schwingungen", „Energie-Übertragung", „Quanten-Physik" und so ähnlich. Es soll ja interessant & exklusiv & gerne auch wissenschaftlich tönen.
Nicht überall, wo Spiritualität draufsteht, ist auch Spiritualität (im ursprünglichen Sinne) drin. Oft ist es nur drittklassige Esoterik, die Orientierungslosigkeit & Einsamkeit hilfsbedürftiger Menschen ausnutzt.
Nicht umsonst kursiert in der Esoterik der wenig schmeichelhafte Ausdruck „alte Kühe melken". Ich will damit nicht sagen, dass Leistungen auf diesem Gebiet nicht honoriert werden sollen – nur sollte dies transparent & fair geschehen. Und jegliche Art von Anbindung oder gar Abhängigkeit vermeiden. Es gilt daher nach innen zu horchen – wenn sich etwas schlecht anfühlt, hat das vermutlich einen Grund. Wenn etwas nach Hokuspokus riecht, dann ist es wahrscheinlich auch Hokuspokus. Und wenn etwas tönt wie ein Mix aus Binsen-Wahrheiten & Küchen-Psychologie – dann ist es das wohl auch.
Mich stört nicht grundsätzlich, dass es solche Angebote & Dienstleistungen gibt. Mich stört aber oft das „Label", unter dem diese Anbieter im Markt auftreten. Denn das (wahre) Geschäfts-Modell vieler Esoterik-Anbieter ist nicht „Hellsehen/In die Zukunft blicken", „Energie übertragen", „Leben verändern" und ähnliches – sondern schlicht & einfach „Ich stelle Dir meine Zeit zur Verfügung, höre Dir zu und gebe Dir einigermassen vernünftige Ratschläge." Tönt natürlich nicht so sexy – widerspiegelt aber letztlich nur unsere Gesellschaft, wo vielen einsamen Menschen niemand mehr zuhört.
Wir wissen bereits, dass Spiritualität Bewusstsein, Wahrheit und Freude beinhaltet.
Und das bedeutet auch Aufrichtigkeit & Ehrlichkeit gegenüber sich selber – was oft nicht leicht fällt. Es gibt so vieles, das wir uns nur ungern eingestehen.
Aber ohne diese Aufrichtigkeit in eigener Sache sind wir letztlich nicht besser als jene, die uns belügen & verletzen.
Und so kann auch keine Person oder kein Ort das Versprechen einlösen, das wir uns selber schuldig geblieben sind ...
Wie können wir einen spirituellen Weg einschlagen?
Überhaupt nicht!
Brauchen wir aber gar nicht – auch wenn das oft suggeriert wird. Denn das haben wir bereits mit unserem ersten Atemzug getan. Unser Lebens-Weg war von Beginn an ein spiritueller.
Klar, wir sind öfter mal vom Weg abgekommen, haben Umwege gemacht, wurden geblendet, sind gestolpert, hingefallen, zwischendurch mal liegen geblieben – und haben uns mühsam wieder aufgerafft ... Der Weg war manchmal leicht und manchmal steinig, und er wird noch viele Überraschung bereithalten ...
Es geht im Leben auf & ab, vor & zurück; es gibt Sommer & Winter, heiss & kalt, hell & dunkel, Erfolg & Misserfolg, gut & böse, schön & hässlich und so weiter.
Es ist daher reichlich naiv zu glauben, man könne mit chronischem Positiv-Denken (à la "The Secret") nur noch Positives "anziehen" und das Negative aus dem eigenen Leben verbannen. Also mit anderen Worten den lieben Mitmenschen überlassen, die selber zu blöd oder zu faul sind, ständig positiv zu denken.
Hallo, aufwachen!
Sich selber zum dauernden Positiv-Denken zu forcieren, kann auf Dauer sogar das Gegenteil bewirken und einen in ein Loch fallen lassen.
Ich sage immer, das lässt sich vergleichen mit einem Gummi, das man spannt, spannt, überspannt – und doiiiiinggggg, plötzlich spickt es auf einen selber zurück ...
Viel besser & nachhaltiger ist eine grundsätzlich positive Lebens-Einstellung. Eine bejahende, optimistische Sicht aufs Leben ist richtig & wichtig, ich würde sogar sagen essentiell. Aber bitteschön ohne das Dogma des chronisch positiven Denkens. Sondern mit der grundsätzlichen Einstellung, öfter mal positiv, hilfreich & inspirierend zu denken – und negative Gedanken durchaus zuzulassen, ihnen einfach nicht zu viel Raum & Energie zu geben.
Und klar: Unsere Gedanken formen letztlich unsere Worte, unsere Taten und unser Leben – und insofern ist es natürlich wichtig, dass wir uns (nicht zuletzt) mit inspirierenden Ideen, Projekten & Aufgaben beschäftigen. Sprich mit dem, was uns wirklich wichtig ist im Leben. Interessante Informationen zu diesem Thema finden sich in meinem letzten Blog-Eintrag
„60'000 Gedanken & Gegenstände"
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/60-000-gedanken-gegenstaende.html
Zu den grössten Bremsklötzen im Leben gehören Schuld & Angst – oft noch verstärkt durch religiöse Bedenken. Die klassischen Religionen haben sich auf diesem Gebiet nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie haben den Menschen Schuld-Gefühle eingeredet, Ängste aller Art geschürt und dabei ihre ganze Macht & Masslosigkeit ausgespielt.
In der Spiritualität geht es u.a. darum, wegzukommen von Gefühlen wie Schuld & Angst und wertfrei sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu blicken. Gefühle zuzulassen, sie aber auch wieder loszulassen, so dass sie nicht das Denken & Leben beherrschen und die Zukunft beeinträchtigen.
Zu den wichtigsten Gefühlen, die wir Menschen erleben, gehören Pleasure & Pain, Freude & Schmerz. Wir dürfen/sollen/müssen sie zulassen. Es gibt dieses schöne amerikanische Sprichwort:
„Take your pleasures seriously!"
Nimm dein Vergnügen ernst – ein wahres spirituelles Wort. Wir dürfen & sollen uns freuen an schönen Dingen, Momenten & Erlebnissen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Ja, ich weiss, das fällt oft schwer ...
Auch den Schmerz müssen wir rauslassen und keinesfalls in uns hineinfressen.
Bloss nicht krampfhaft positiv denken – das macht alles noch schlimmer.
Frust & Ärger rauslassen, so gut es geht ... Aussprechen, was einem nicht passt ... Von mir aus auch mal laut werden, die Fassung verlieren ... Der Schmerz braucht ein Ventil ... Frisst man den Schmerz in sich hinein, entsteht – vereinfacht ausgedrückt – Ärger & Frustration. In eine andere Richtung gelenkt, können unter Umständen Schuld-Gefühle aufkommen – und auf die Zukunft bezogen sogar Angst.
Also nichts wie raus damit!
Es gibt überdies verschiedene interessante Untersuchungen, die einen gewissen Zusammenhang zwischen bestimmten Gefühlen und bestimmten Krankheiten belegen. Viele Esoteriker behaupten, dass alle Krankheiten "selbst herbeigeführt", sprich ausschliesslich das Resultat unserer Gedanken & Taten sind. Dass wir unsere Gesundheit sozusagen zu 100% in den eigenen Händen (bzw. im eigenen Kopf) haben. So weit würde ich nicht gehen. Schliesslich gibt es viele andere Faktoren wie etwa Genetik, Mutationen, Ernährung (wer weiss schon, was überall drin ist, selbst wenn er sich bewusst ernährt ...), Umwelt-Gifte, Strahlen-Belastungen etc., die uns allesamt ebenfalls beeinflussen. Aber zweifellos gibt es eine starke Wechselwirkung zwischen unseren Gedanken/Gefühlen und unserem Körper – und zwar in beide Richtungen. Wahrscheinlich mehr, als uns lieb ist ...
Untersuchungen zeigen auch, dass beispielsweise Ärger (v.a. chronischer, nicht verarbeiteter) in einem gewissen Zusammenhang mit entzündlichen Krankheiten steht. Man kennt das vielleicht vom gut dokumentierten Magen-Geschwür. Und Schuld- wie auch Angst-Gefühle stehen offenbar in einem gewissen Zusammenhang mit Krebs.
Ich behaupte nicht, dass diese Gefühle (alleine) auch diese Krankheiten auslösen. Man sollte Menschen nicht doppelt stigmatisieren – so nach dem Motto: Du bist nicht nur krank, sondern auch gleich noch selber schuld daran. Aber dass gewisse begünstigende Wechselwirkungen & Zusammenhänge existieren, lässt sich schwerlich wegdiskutieren ...
Ebenso wenig die positiven Wechselwirkungen: Lachen etwa hat einen erwiesenermassen günstigen Effekt auf unseren Körper – wir tun es nur viel zu selten. Kinder lachen durchschnittlich 400 x am Tag, Erwachsene nur noch etwa 15 x (wir erinnern uns: Spiritualität beinhaltet Freude!).
Auch Macht ist letztlich ein Ausdruck von Angst, eine Art Schutz-Errichtung – denn wer keine Angst hat, braucht auch keine Macht. Macht ist zwar nicht grundsätzlich negativ, aber sie sollte nicht durch das explizite Anstreben von Macht (als Selbstzweck) entstehen – sondern vielmehr die Folge sein von etwas anderem, etwas Grossem & Wichtigem.
Was also tun, um nicht (mehr) an der Vergangenheit zu leiden und keine Angst vor der Zukunft zu haben?
Ich antworte darauf gerne mit zwei amerikanischen Sprichworten – ich könnte es selber nicht besser ausdrücken:
"Give up the hope that the past could have been any different."
Denk nicht mehr darüber nach, dass die Vergangenheit anders hätte aussehen können. Vergiss es. Basta. Das wusste schon der grosse Shakespeare (oder wer auch immer sich hinter diesem Namen verbarg). Sein Werk verbreitet zwischen den Zeilen die tröstliche Botschaft: "Gräm' dich nicht mehr ..."
"Give up the need to know what happens tomorrow."
Und lass das Morgen vertrauensvoll auf dich zukommen. Mit spirituellem Fokus könnte man noch anfügen: "No judgments, no expectations." Keine Urteile, keine Erwartungen. Aufrichten, nicht richten ...
Lebe in der Gegenwart.
Klingt schrecklich floskelhaft & abgedroschen, ich weiss. Wir kennen wohl alle das geflügelte Wort vom "Leben im Hier & Jetzt" aus dem Buddhismus. Gedanklich primär in der Gegenwart zu leben ist allerdings ein weiser Ratschlag, auch wenn Vergangenheit & Zukunft immer mit hinein funken und gerade die Vergangenheit auch einen Grossteil unserer Identität ausmacht. Es kann nicht schaden, gelegentlich in den Rückspiegel zu schauen, aber die Front-Scheibe muss weit offen sein!
Leben & engagieren müssen wir uns in der Gegenwart! Letztlich geht es im Leben (auch) darum, unser Bestes zu geben, die beste "Version" von uns selbst zum Ausdruck zu bringen.
"Whatever you are, be a good one!" wie Abraham Lincoln so schön sagte – oder ein bisschen moderner: "Be the star of your own movie!"
https://twitter.com/AVSchaffner/status/285802204865101825/photo/1
"Snoopys Decke" heisst natürlich nicht, sich kuschlig in eine spirituelle Ecke zurückzuziehen und die Welt da draussen mal schön Welt sein zu lassen. Sich sozusagen ins Private zurückzuziehen und nur noch sein eigenes Ding abzuziehen. Weil die Welt da draussen viel zu hässlich & gemein, zu schnell & gefährlich, zu undurchsichtig & korrupt geworden ist. Da ist man doch besser bedient mit Morgen-Meditation, Vormittags-Yoga, Mittags-Spaziergang, esoterischer Nachmittags-Berieselung am TV mit kleiner Energie-Übertragung für zwischendurch sowie erbaulicher Abend-Lektüre. Und gelegentlich ein esoterisches Seminar bei der netten Tante aus dem Fernsehen, die immer so achtsam & liebevoll & mitfühlend die vielen tollen Seminare runterbetet, genau wie vom (irdischen) Chef aufgetragen, also etwa alle fünf Minuten (etwas übertrieben formuliert) ...
Hallo, aufwachen!
Spiritualität bedeutet nicht Rückzug aus dem Leben, sondern aktive Teilnahme am Leben!
Es bedeutet durchaus auch, sich einzubringen & einzumischen! Mutig & engagiert einzutreten für eine bessere Welt, für eine lebenswertere Gesellschaft. Im kleinen genauso wie im grösseren Rahmen – jeder nach seinen Möglichkeiten.
Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht wir?
Wer bitteschön?
Wir färben ab, so lange wir leben ...
Um unsere Vorstellungen & Ziele zu erreichen, können die heute so trendigen Affirmationen & Visualisierungen – die einem von unzähligen Selbsthilfe-Ratgebern nur so um die Ohren geschleudert werden – durchaus hilfreich sein. Genauso wie auch Meditation (bezüglich Meditation verweise ich auf viele gute Anleitungen & Bücher Ihres Vertrauens).
Affirmationen sind gesteuerte Gedanken bzw. „Glaubens-Sätze", die man immer wieder (meist laut) vor sich hinsagt. Ziel ist es, seine Gedanken & Einstellungen aus eigener Kraft "umzuprogrammieren" mit Hilfe des Unterbewusstseins. Um letztlich Gefühle & Verhalten dauerhaft zu verändern.
Affirmationen sind allerdings nur hilfreich, wenn sie einigermassen realistisch & glaubhaft daherkommen und einem ein gutes Gefühl vermitteln – nicht v.a. Druck aufbauen.
Affirmationen wie "Ich denke nur noch positiv", "Ich bleibe jung & schön", "Ich habe mit allem Erfolg, was ich mache", "Geld fliesst mir mühelos zu" oder so ähnlich lässt man lieber bleiben. Aber es soll durchaus positiv & aufbauend sein – und man darf auch "gross" denken, sich mutige Ziele setzen. Formulieren, was einem wichtig ist im Leben. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt ...
Ein paar Beispiele für hilfreiche Affirmationen:
"Lebensfreude, Mut & Tatkraft!"
"In meinem Lokal gibt es den besten Brunch weit & breit!"
„Mein 2. Lokal wird schnell viele zufriedene Kunden zählen!"
"Ich freue mich am kleinen und am grossen Glück!"
"Ich bin offen für eine neue Liebe!"
"This is the time of my life!"
Werden Sie kreativ!
Und vor allem persönlich!
Und sprechen Sie die Affirmationen täglich laut aus (ein paar Mal nacheinander). Ganz so, wie es sich am besten für Sie anfühlt.
Visualisierungen sind bildhafte Darstellungen zur besseren Veranschaulichung & Verinnerlichung von Informationen & Zielen. Man nutzt dabei die Motivations- & Stimulations-Funktion von Bildern und ihre Fähigkeit, bestimmte Gefühle hervorzurufen. So können Bilder & Ziele besser im Gedächtnis verankert und kreativere Ideen entwickelt werden.
Neu ist das nicht. Im Sport etwa (und nicht nur dort ...) wird schon seit Jahrzehnten auf diese Weise gearbeitet – durchaus mit Erfolg. Ski-Springer etwa stellen sich – neben dem körperlichen Training – Tausende Male den perfekten Sprung vor, gehen ihn im Gedanken durch, bis sie ihn im Wettkampf (im Ideal-Fall) wie eine Kopie aus dem Drucker abrufen bzw. "ausdrucken" können. Speer-Werfer gehen Tausende Male den perfekten Wurf im Gedanken durch – und können ihn dann im besten Fall im Wettkampf nur noch "ausdrucken". Und so ähnlich funktioniert das auch bei vielen anderen Sportarten. Die mentale Stärke der Athleten ist ebenso wichtig wie ihre körperliche Verfassung – manchmal sogar wichtiger. Die Ursprünge dieser Methode gehen teilweise bis in die Antike zurück.
Man kann sich also durchaus persönliche Ziele im Gedanken vorstellen, so, als hätte man sie bereits erreicht – und sich in das entsprechende (positive) Gefühl hineinversetzen.
Andere Menschen dürfen allerdings bei unseren Affirmationen & Visualisierungen nicht (gedanklich) zu Schaden kommen. Wir können unsere Träume & Ziele nicht auf dem Rücken anderer realisieren.
Überhaupt ist Spiritualität sehr stark mit dem Gemeinschafts-Gedanken verbunden.
"Wir sind alle eins" ist daher nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern ein ernsthaftes Anliegen. Es geht darum, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen & zu fördern – und nicht das Trennende & Ausschliessende.
Es ist reichlich naiv zu glauben, es gehe im Leben vor allem um die eigene Familie und deren gut gepolsterten Fortbestand. Es geht um sehr viel mehr, wir sind letztlich alle eine grosse Familie – so abgedroschen das auch klingen mag.
Wissenschaftlich betrachtet sind wir alle Cousins & Cousinen verschiedenen Grades voneinander (es gibt zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema). Jede(r) hier auf Erden ist mindestens der/die 50. Cousin(e) von jedem anderen – meistens sind wir allerdings viel näher miteinander verwandt. Überdies tragen wir Atome längst verstorbener Menschen in uns – wo wir nicht einmal im Traum Verwandtschaft vermuten würden ...
Für den Umgang mit unseren Mitmenschen empfiehlt sich daher (nicht nur aus spiritueller Sicht):
- Aufmerksamkeit & Zuhören: Das tönt so einfach, geht im Alltag aber häufig unter. Wie oft ist man viel zu stark mit dem "Senden" der eigenen Botschaft(en) beschäftigt und vergisst völlig, dem Gegenüber aufmerksam zuzuhören. Engagiertes Zuhören muss man sich immer wieder aktiv bewusst machen. Aber es lohnt sich – Gespräche erhalten so eine ganz andere Qualität. Man spricht nicht mehr aneinander vorbei, ein echter Dialog entsteht. Und sowieso: Die eigenen Ansichten & Argumente kennt man ja bereits ...
- Herzlichkeit & Empathie: Ja, die Welt ist oft kalt & brutal – und es fehlt vielerorts an Herzlichkeit und aufrichtigem Mitgefühl. Aber hier kann jeder von uns ganz direkt einen Unterschied machen. Unseren Mitmenschen öfter mal herzlich & mitfühlend begegnen. Anteil nehmen, andere aufrichten (nicht richten), ihnen Mut machen. Das ist keine grosse Sache, kann aber viel bewirken.
- Spass & Heiterkeit: Wir haben bereits gesehen, dass Lachen gesund ist. Natürlich hat man oft nicht viel zu lachen – aber ein bisschen Spass muss sein, auch ohne Roberto. Lachen Sie öfter mal, über oder unter ihrem Niveau, über oder unter der Gürtellinie, ganz egal – Hauptsache nicht unmittelbar auf Kosten anderer. Mit anderen lachen, heisst die Devise, nicht über (einzelne) andere.
- Lebendigkeit & Leichtigkeit: Der Gegenpol von Gerechtigkeit ist nicht Unrecht – es ist Lebendigkeit. Das ist eine Erkenntnis, die nur langsam reift. Und nicht ohne ein gewisses Bedauern, denn viele von uns verfügen über einen ausgeprägten Gerechtigkeits-Sinn. Auch ich. Aber im Laufe der Jahre ist mir immer klarer geworden, dass man sich mit diesem Bedürfnis oft ins eigene Fleisch schneidet. Dass man an Lebendigkeit, an Tatkraft & Lebensfreude verliert. Denn indem wir (verständlicherweise) Gerechtigkeit einfordern, versteifen wir uns oft auf eine bestimmte Sache, blockieren ungemein viel Zeit & Energie und bezahlen nicht selten auch noch mit unserer Gesundheit. Der berühmte Schnitt ins eigene Fleisch ...
- Verzeihen & Vergeben: Wir haben gesehen, dass wir Schmerz, Ärger & Frust rauslassen und keinesfalls in uns hineinfressen sollen. Wir müssen aber auch irgendwann damit abschliessen können. Denn Groll, den wir über längere Zeit mit uns herumschleppen, schadet uns sowohl körperlich als auch seelisch. Irgendwann schadet man sich selber viel mehr als dem anderen – und das ist nicht Sinn der Sache. Der andere steht vielleicht längst ganz woanders im Leben, aber selber ist man immer noch im alten Schmerz verhaftet. Da hilft es manchmal, über den eigenen Schatten zu springen und zu verzeihen. Man tut es letztlich für sich selbst.
- Geben ohne Hintergedanken: Schenken macht glücklich, sagt der Volksmund, und da ist viel Wahres dran. Andere zu beschenken bzw. anderen hilfreich zur Seite zu stehen (jeder nach seinen Möglichkeiten), gibt einem einfach ein gutes Gefühl. Besonders, wenn es mit Sorgfalt & Bedacht geschieht und weniger dazu beiträgt, die Berge unnützer & unschöner Dinge weiter zu vergrössern. Oder elegant den eigenen Ballast abzuwerfen – unter dem Deckmantel des Gutmenschentums. Finden Sie andere Wege, "auszumisten".
- Dankbarkeit: Dankbarkeit ist grundsätzlich wichtig im Leben. Dankbarkeit zieht mehr Gründe nach sich, dankbar zu sein. In der alt-asiatischen spirituellen Tradition gibt es den schönen Satz: "Wenn du nur ein einziges Wort sagen könntest, und es wäre 'danke', dann wäre das genug."
Zum Abschluss noch eines meiner Lieblings-Zitate vom amerikanischen Philosophen & Schriftsteller Ralph Waldo Emerson (aus dem 19. Jahrhundert), der auch ein grosser spiritueller Geist gewesen ist. Und der den grossen Reichtum und das Potential, das in uns allen steckt, erkannt & benannt hat:
"Was vor uns liegt, was hinter uns liegt,
ist nichts verglichen mit dem,
was in uns liegt."
Andere haben das später so ausgedrückt:
„Du bist nicht nur der Tropfen
im Universum –
du bist auch das Universum
im Tropfen."
Das ist nicht ganz falsch. In erster Linie aber spüren die Menschen, wenn sie ihre Religion gegen jegliche Absenz einer höheren Macht eintauschen, haben sie unter dem Strich einen schlechten Tausch gemacht. Hatten sie vorher wenig, haben sie jetzt gar nichts mehr. Also versuchen sie diese Leere anderweitig zu füllen. Mit irgendetwas, das bitteschön Sinn verleihen soll. Also zum Beispiel mit Spiritualität. Ist ja auch gerade sehr trendy.
Das ist – jenseits zahlloser dubioser Esoterik-Angebote – keine schlechte Wahl. Denn das ständige Hetzen ins Nirgendwo bietet dem modernen Menschen keinen Sinn.
Ich möchte daher aufzeigen, wie einem eine (undogmatische) spirituelle Grundeinstellung Leben & Alltag erleichtern kann. Nein, ich komme nicht aus der esoterischen Ecke. Ich habe noch nie ein esoterisches Seminar besucht (welches von den Abertausenden?) oder mich in ein früheres Leben zurückführen lassen. Ich blicke auch nicht auf einen speziellen Moment der Erkenntnis oder gar Erleuchtung zurück, der mich plötzlich alles in einem anderen Licht sehen liess (wie diese unzähligen „Vorher-Nachher-Geschichten" ...). Kein spiritueller Meister hat mich an der Hand genommen und mir den „richtigen" Weg gewiesen. Ich kann weder die Zukunft lesen noch Energie übertragen oder mit Tieren & Toten kommunizieren. Bücher wie „The Secret" erachte ich in erster Linie als eindrückliche Marketing-Leistung. Ausserirdische haben mich stets grossräumig umfahren, und auch kein Nahtod-Erlebnis hat mir auf drastische Art & Weise die Augen geöffnet.
Ich versuche nur grundsätzlich mit offenen Augen und (einigermassen) gesundem Menschenverstand durchs Leben zu gehen und interessiere mich für Möglichkeiten & Wege, das Leben einfacher, schöner & besser zu gestalten. Davon handelt dieser Artikel. Von Spiritualität als praktischer Lebens-Hilfe. Von allgemeinen Erkenntnissen bis hin zu persönlichen, konkreten Ratschlägen für den ganz normalen Alltag, den ganz normalen „Alltags-Wahnsinn". Von Spiritualität als „Snoopys (Wohlfühl-)Decke" ...
Nun wird einem der Begriff „Spiritualität" heutzutage von allen möglichen & unmöglichen Seiten um die Ohren geschleudert. Spiritualität ist vielerorts ein Synonym für „gut", für etwas „Besseres" als die dogmatischen Religionen geworden – für etwas, das dem Leben Sinn verleiht.
Was bedeutet der Begriff aber im eigentlichen Sinne?
Spiritualität beinhaltet nach alter asiatischer Tradition Bewusstsein, Wahrheit und Freude. Sie findet dort statt, wo einem das Herz aufgeht.
Hallo, höre ich Sie jetzt denken, ist das alles?
Ja, das ist alles!
Spirit ist – verständlich ausgedrückt – jener Teil in uns, der von Hoffnung lebt. Von Hoffnung, dass etwas existiert, das grösser ist als wir, das über uns & unsere (kurze) irdische Existenz hinausgeht, etwas Lichtvolles, Universelles, Ewiges.
Und hier sehen wir uns auch bereits mit der Kern-Frage unserer Existenz konfrontiert:
Ist uns das Universum grundsätzlich freundlich gestimmt?
Hält es Licht & Liebe, eine schützende Hand und so etwas wie Unvergänglichkeit für uns bereit? Gibt es eine schöpferische Kraft – wie immer man diese auch nennen will –, mit der wir auf positive Weise verbunden sind?
Über diese Frage kann man sich ein halbes Leben lang den Kopf zerbrechen – und am Ende nicht klüger sein als vorher. Oder man kann einfach annehmen, dass es so ist. Dass uns dieses Universum freundlich gestimmt ist und dass es so etwas wie eine schöpferische göttliche Kraft gibt, mit der wir durch jeden Atemzug verbunden sind.
Ich empfehle sehr, sich mit dieser Sichtweise vertraut zu machen. Nicht weil ich in irgendeiner Weise missionieren will – und schon gar nicht in esoterischer! Aber es ist einfach so, dass es sich leichter lebt mit irgendeiner Form von „Anbindung" an etwas Grösseres, Göttliches, Ewiges. Der Mensch tut sich unheimlich schwer mit der Vorstellung, dass dieses eine Leben alles gewesen sein soll. Dass letztlich alles vergebens gewesen ist. Wir wollen, dass es irgendwie weiter geht. Mit uns. Mit dem, was uns ausmacht und wichtig ist (Kinder müssen ihre eigenen Wege gehen ...). Wir brauchen diesen Spirit, diese Hoffnung – sie ist ein bisschen wie „Snoopys Decke" – sie gibt uns ein gutes Gefühl.
Und natürlich lässt es sich grundsätzlich einfacher & besser leben, wenn man sich irgendwie aufgehoben fühlt in dieser doch oftmals brutalen & kalten Welt. Wenn man sich verbunden fühlt mit etwas Göttlichem & Lichtvollem, beschützt von einer höheren Instanz. Ganz egal, wie man diese auch nennen will – Gott, Universum, schöpferische Kraft, Divine Order, göttliches Gesetz oder wie auch immer. Wenn man ein Gefühl von Einbettung in etwas Grosses, Ganzheitliches, Ewiges verspürt, ein gewisses Ur-Vertrauen, eine gewisse Zuversicht.
Wenn man sich aufgehoben fühlt in dieser Welt.
Snoopys Decke kann nun irgendeine Form von Religion sein – oder eben Spiritualität.
Was ist der Unterschied?
Religion ist Spiritualität mit Einschränkungen – mit mehr oder weniger (von Menschen gemachten) Einschränkungen.
In der Religion wird einem der Weg aufgezeigt, im Spirituellen soll man ihn selber finden.
Wie wir bereits gesehen haben, besteht der Kern der Spiritualität aus Bewusstsein, Wahrheit und Freude. Für den einen kann das eine Morgen-Meditation sein, für den anderen ein Spaziergang im Wald mit dem Hund oder ein Tango-Kurs mit der feschen Nachbarin. Für den nächsten ist es vielleicht ein gemütlicher Sonntags-Brunch mit Freunden. Oder eine Über-Land-Fahrt mit dem schmucken Oldtimer. Und für wieder einen anderen ein klärendes Gespräch mit dem Nachbarn oder ein kritisches Wort auf einer Social-Media-Plattform. Und für den einen oder anderen Glücklichen ist es vielleicht sogar ein Grossteil seiner Arbeit ...
Spiritualität ist ein weites Feld, kann viele Formen annehmen.
Für viele Menschen ist sie ein zu weites Feld. Sie sehnen sich nach Einschränkung. Aber sobald wir Spiritualität einschränken, bewegen wir uns wieder in Richtung Religion, Ideologie, Dogma oder gar (esoterische) Sekte. Spätestens wenn vom „schmalen Weg der spirituellen Erleuchtung" und vom „breiten Weg der Ignoranz" (oder so ähnlich ...) die Rede ist, sind wir wieder dort angelangt, wo so viele Menschen weg wollten ...
Trotzdem schliessen sich natürlich Religiosität und Spiritualität nicht grundsätzlich aus und lassen sich sehr wohl miteinander vereinbaren (US-Unternehmerin & Talk-Queen Oprah Winfrey hat ein welt-umspannendes Imperium auf diesen beiden Säulen errichtet – neben der kommerziellen Säule). Solange man sich aus religiösen Gründen nicht dermassen einschränkt, dass einem selber nicht mehr wohl dabei ist. Und solange man die eigene Religion nicht als „überlegen" betrachtet bzw. andere Menschen ausgrenzt.
Die Sehnsucht vieler Menschen – oftmals enttäuscht von den klassischen Religionen (und weiss Gott nicht nur von denen!) – nach Aufzeigen eines klaren spirituellen Weges machen sich (zu) viele Anbieter/innen spiritueller/esoterischer Produkte & Dienstleistungen zunutze.
„Manch einer fühlt sich hier im Stich gelassen, Alexandra, ned nur du ..." sang die Kölner Band BAP in den 80er Jahren, „Alexandra, ned nur du ..."
„Mein Seminar weist Ihnen den richtigen spirituellen Weg." „Dieses Power-Wasser schützt Sie & Ihre Aura vor negativer Energie." „Meine Energie-Übertragung hilft Ihnen durch den Tag – rufen Sie wieder an für den nächsten Energie-Schub!" „Diese Meditation bringt Glück, Erfolg und Seelen-Frieden. Bestellen Sie noch heute!" „Nur dieser Anhänger schützt Sie vor gefährlicher Strahlen-Belastung." „Diese Kapseln zünden Ihren spirituellen Entgiftungs-Turbo!" „Dieses Buch enthält das geheime Wissen der Maya/Ägypter/Illuminati/Atlanter ..." Und so weiter und so fort.
Überhaupt fallen gerne Ausdrücke wie „altes Wissen", „geheimes Wissen", „spiritueller Weg", „Energie & Schwingungen", „Energie-Übertragung", „Quanten-Physik" und so ähnlich. Es soll ja interessant & exklusiv & gerne auch wissenschaftlich tönen.
Nicht überall, wo Spiritualität draufsteht, ist auch Spiritualität (im ursprünglichen Sinne) drin. Oft ist es nur drittklassige Esoterik, die Orientierungslosigkeit & Einsamkeit hilfsbedürftiger Menschen ausnutzt.
Nicht umsonst kursiert in der Esoterik der wenig schmeichelhafte Ausdruck „alte Kühe melken". Ich will damit nicht sagen, dass Leistungen auf diesem Gebiet nicht honoriert werden sollen – nur sollte dies transparent & fair geschehen. Und jegliche Art von Anbindung oder gar Abhängigkeit vermeiden. Es gilt daher nach innen zu horchen – wenn sich etwas schlecht anfühlt, hat das vermutlich einen Grund. Wenn etwas nach Hokuspokus riecht, dann ist es wahrscheinlich auch Hokuspokus. Und wenn etwas tönt wie ein Mix aus Binsen-Wahrheiten & Küchen-Psychologie – dann ist es das wohl auch.
Mich stört nicht grundsätzlich, dass es solche Angebote & Dienstleistungen gibt. Mich stört aber oft das „Label", unter dem diese Anbieter im Markt auftreten. Denn das (wahre) Geschäfts-Modell vieler Esoterik-Anbieter ist nicht „Hellsehen/In die Zukunft blicken", „Energie übertragen", „Leben verändern" und ähnliches – sondern schlicht & einfach „Ich stelle Dir meine Zeit zur Verfügung, höre Dir zu und gebe Dir einigermassen vernünftige Ratschläge." Tönt natürlich nicht so sexy – widerspiegelt aber letztlich nur unsere Gesellschaft, wo vielen einsamen Menschen niemand mehr zuhört.
Wir wissen bereits, dass Spiritualität Bewusstsein, Wahrheit und Freude beinhaltet.
Und das bedeutet auch Aufrichtigkeit & Ehrlichkeit gegenüber sich selber – was oft nicht leicht fällt. Es gibt so vieles, das wir uns nur ungern eingestehen.
Aber ohne diese Aufrichtigkeit in eigener Sache sind wir letztlich nicht besser als jene, die uns belügen & verletzen.
Und so kann auch keine Person oder kein Ort das Versprechen einlösen, das wir uns selber schuldig geblieben sind ...
Wie können wir einen spirituellen Weg einschlagen?
Überhaupt nicht!
Brauchen wir aber gar nicht – auch wenn das oft suggeriert wird. Denn das haben wir bereits mit unserem ersten Atemzug getan. Unser Lebens-Weg war von Beginn an ein spiritueller.
Klar, wir sind öfter mal vom Weg abgekommen, haben Umwege gemacht, wurden geblendet, sind gestolpert, hingefallen, zwischendurch mal liegen geblieben – und haben uns mühsam wieder aufgerafft ... Der Weg war manchmal leicht und manchmal steinig, und er wird noch viele Überraschung bereithalten ...
Es geht im Leben auf & ab, vor & zurück; es gibt Sommer & Winter, heiss & kalt, hell & dunkel, Erfolg & Misserfolg, gut & böse, schön & hässlich und so weiter.
Es ist daher reichlich naiv zu glauben, man könne mit chronischem Positiv-Denken (à la "The Secret") nur noch Positives "anziehen" und das Negative aus dem eigenen Leben verbannen. Also mit anderen Worten den lieben Mitmenschen überlassen, die selber zu blöd oder zu faul sind, ständig positiv zu denken.
Hallo, aufwachen!
Sich selber zum dauernden Positiv-Denken zu forcieren, kann auf Dauer sogar das Gegenteil bewirken und einen in ein Loch fallen lassen.
Ich sage immer, das lässt sich vergleichen mit einem Gummi, das man spannt, spannt, überspannt – und doiiiiinggggg, plötzlich spickt es auf einen selber zurück ...
Viel besser & nachhaltiger ist eine grundsätzlich positive Lebens-Einstellung. Eine bejahende, optimistische Sicht aufs Leben ist richtig & wichtig, ich würde sogar sagen essentiell. Aber bitteschön ohne das Dogma des chronisch positiven Denkens. Sondern mit der grundsätzlichen Einstellung, öfter mal positiv, hilfreich & inspirierend zu denken – und negative Gedanken durchaus zuzulassen, ihnen einfach nicht zu viel Raum & Energie zu geben.
Und klar: Unsere Gedanken formen letztlich unsere Worte, unsere Taten und unser Leben – und insofern ist es natürlich wichtig, dass wir uns (nicht zuletzt) mit inspirierenden Ideen, Projekten & Aufgaben beschäftigen. Sprich mit dem, was uns wirklich wichtig ist im Leben. Interessante Informationen zu diesem Thema finden sich in meinem letzten Blog-Eintrag
„60'000 Gedanken & Gegenstände"
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/60-000-gedanken-gegenstaende.html
Zu den grössten Bremsklötzen im Leben gehören Schuld & Angst – oft noch verstärkt durch religiöse Bedenken. Die klassischen Religionen haben sich auf diesem Gebiet nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie haben den Menschen Schuld-Gefühle eingeredet, Ängste aller Art geschürt und dabei ihre ganze Macht & Masslosigkeit ausgespielt.
In der Spiritualität geht es u.a. darum, wegzukommen von Gefühlen wie Schuld & Angst und wertfrei sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu blicken. Gefühle zuzulassen, sie aber auch wieder loszulassen, so dass sie nicht das Denken & Leben beherrschen und die Zukunft beeinträchtigen.
Zu den wichtigsten Gefühlen, die wir Menschen erleben, gehören Pleasure & Pain, Freude & Schmerz. Wir dürfen/sollen/müssen sie zulassen. Es gibt dieses schöne amerikanische Sprichwort:
„Take your pleasures seriously!"
Nimm dein Vergnügen ernst – ein wahres spirituelles Wort. Wir dürfen & sollen uns freuen an schönen Dingen, Momenten & Erlebnissen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Ja, ich weiss, das fällt oft schwer ...
Auch den Schmerz müssen wir rauslassen und keinesfalls in uns hineinfressen.
Bloss nicht krampfhaft positiv denken – das macht alles noch schlimmer.
Frust & Ärger rauslassen, so gut es geht ... Aussprechen, was einem nicht passt ... Von mir aus auch mal laut werden, die Fassung verlieren ... Der Schmerz braucht ein Ventil ... Frisst man den Schmerz in sich hinein, entsteht – vereinfacht ausgedrückt – Ärger & Frustration. In eine andere Richtung gelenkt, können unter Umständen Schuld-Gefühle aufkommen – und auf die Zukunft bezogen sogar Angst.
Also nichts wie raus damit!
Es gibt überdies verschiedene interessante Untersuchungen, die einen gewissen Zusammenhang zwischen bestimmten Gefühlen und bestimmten Krankheiten belegen. Viele Esoteriker behaupten, dass alle Krankheiten "selbst herbeigeführt", sprich ausschliesslich das Resultat unserer Gedanken & Taten sind. Dass wir unsere Gesundheit sozusagen zu 100% in den eigenen Händen (bzw. im eigenen Kopf) haben. So weit würde ich nicht gehen. Schliesslich gibt es viele andere Faktoren wie etwa Genetik, Mutationen, Ernährung (wer weiss schon, was überall drin ist, selbst wenn er sich bewusst ernährt ...), Umwelt-Gifte, Strahlen-Belastungen etc., die uns allesamt ebenfalls beeinflussen. Aber zweifellos gibt es eine starke Wechselwirkung zwischen unseren Gedanken/Gefühlen und unserem Körper – und zwar in beide Richtungen. Wahrscheinlich mehr, als uns lieb ist ...
Untersuchungen zeigen auch, dass beispielsweise Ärger (v.a. chronischer, nicht verarbeiteter) in einem gewissen Zusammenhang mit entzündlichen Krankheiten steht. Man kennt das vielleicht vom gut dokumentierten Magen-Geschwür. Und Schuld- wie auch Angst-Gefühle stehen offenbar in einem gewissen Zusammenhang mit Krebs.
Ich behaupte nicht, dass diese Gefühle (alleine) auch diese Krankheiten auslösen. Man sollte Menschen nicht doppelt stigmatisieren – so nach dem Motto: Du bist nicht nur krank, sondern auch gleich noch selber schuld daran. Aber dass gewisse begünstigende Wechselwirkungen & Zusammenhänge existieren, lässt sich schwerlich wegdiskutieren ...
Ebenso wenig die positiven Wechselwirkungen: Lachen etwa hat einen erwiesenermassen günstigen Effekt auf unseren Körper – wir tun es nur viel zu selten. Kinder lachen durchschnittlich 400 x am Tag, Erwachsene nur noch etwa 15 x (wir erinnern uns: Spiritualität beinhaltet Freude!).
Auch Macht ist letztlich ein Ausdruck von Angst, eine Art Schutz-Errichtung – denn wer keine Angst hat, braucht auch keine Macht. Macht ist zwar nicht grundsätzlich negativ, aber sie sollte nicht durch das explizite Anstreben von Macht (als Selbstzweck) entstehen – sondern vielmehr die Folge sein von etwas anderem, etwas Grossem & Wichtigem.
Was also tun, um nicht (mehr) an der Vergangenheit zu leiden und keine Angst vor der Zukunft zu haben?
Ich antworte darauf gerne mit zwei amerikanischen Sprichworten – ich könnte es selber nicht besser ausdrücken:
"Give up the hope that the past could have been any different."
Denk nicht mehr darüber nach, dass die Vergangenheit anders hätte aussehen können. Vergiss es. Basta. Das wusste schon der grosse Shakespeare (oder wer auch immer sich hinter diesem Namen verbarg). Sein Werk verbreitet zwischen den Zeilen die tröstliche Botschaft: "Gräm' dich nicht mehr ..."
"Give up the need to know what happens tomorrow."
Und lass das Morgen vertrauensvoll auf dich zukommen. Mit spirituellem Fokus könnte man noch anfügen: "No judgments, no expectations." Keine Urteile, keine Erwartungen. Aufrichten, nicht richten ...
Lebe in der Gegenwart.
Klingt schrecklich floskelhaft & abgedroschen, ich weiss. Wir kennen wohl alle das geflügelte Wort vom "Leben im Hier & Jetzt" aus dem Buddhismus. Gedanklich primär in der Gegenwart zu leben ist allerdings ein weiser Ratschlag, auch wenn Vergangenheit & Zukunft immer mit hinein funken und gerade die Vergangenheit auch einen Grossteil unserer Identität ausmacht. Es kann nicht schaden, gelegentlich in den Rückspiegel zu schauen, aber die Front-Scheibe muss weit offen sein!
Leben & engagieren müssen wir uns in der Gegenwart! Letztlich geht es im Leben (auch) darum, unser Bestes zu geben, die beste "Version" von uns selbst zum Ausdruck zu bringen.
"Whatever you are, be a good one!" wie Abraham Lincoln so schön sagte – oder ein bisschen moderner: "Be the star of your own movie!"
https://twitter.com/AVSchaffner/status/285802204865101825/photo/1
"Snoopys Decke" heisst natürlich nicht, sich kuschlig in eine spirituelle Ecke zurückzuziehen und die Welt da draussen mal schön Welt sein zu lassen. Sich sozusagen ins Private zurückzuziehen und nur noch sein eigenes Ding abzuziehen. Weil die Welt da draussen viel zu hässlich & gemein, zu schnell & gefährlich, zu undurchsichtig & korrupt geworden ist. Da ist man doch besser bedient mit Morgen-Meditation, Vormittags-Yoga, Mittags-Spaziergang, esoterischer Nachmittags-Berieselung am TV mit kleiner Energie-Übertragung für zwischendurch sowie erbaulicher Abend-Lektüre. Und gelegentlich ein esoterisches Seminar bei der netten Tante aus dem Fernsehen, die immer so achtsam & liebevoll & mitfühlend die vielen tollen Seminare runterbetet, genau wie vom (irdischen) Chef aufgetragen, also etwa alle fünf Minuten (etwas übertrieben formuliert) ...
Hallo, aufwachen!
Spiritualität bedeutet nicht Rückzug aus dem Leben, sondern aktive Teilnahme am Leben!
Es bedeutet durchaus auch, sich einzubringen & einzumischen! Mutig & engagiert einzutreten für eine bessere Welt, für eine lebenswertere Gesellschaft. Im kleinen genauso wie im grösseren Rahmen – jeder nach seinen Möglichkeiten.
Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht wir?
Wer bitteschön?
Wir färben ab, so lange wir leben ...
Um unsere Vorstellungen & Ziele zu erreichen, können die heute so trendigen Affirmationen & Visualisierungen – die einem von unzähligen Selbsthilfe-Ratgebern nur so um die Ohren geschleudert werden – durchaus hilfreich sein. Genauso wie auch Meditation (bezüglich Meditation verweise ich auf viele gute Anleitungen & Bücher Ihres Vertrauens).
Affirmationen sind gesteuerte Gedanken bzw. „Glaubens-Sätze", die man immer wieder (meist laut) vor sich hinsagt. Ziel ist es, seine Gedanken & Einstellungen aus eigener Kraft "umzuprogrammieren" mit Hilfe des Unterbewusstseins. Um letztlich Gefühle & Verhalten dauerhaft zu verändern.
Affirmationen sind allerdings nur hilfreich, wenn sie einigermassen realistisch & glaubhaft daherkommen und einem ein gutes Gefühl vermitteln – nicht v.a. Druck aufbauen.
Affirmationen wie "Ich denke nur noch positiv", "Ich bleibe jung & schön", "Ich habe mit allem Erfolg, was ich mache", "Geld fliesst mir mühelos zu" oder so ähnlich lässt man lieber bleiben. Aber es soll durchaus positiv & aufbauend sein – und man darf auch "gross" denken, sich mutige Ziele setzen. Formulieren, was einem wichtig ist im Leben. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt ...
Ein paar Beispiele für hilfreiche Affirmationen:
"Lebensfreude, Mut & Tatkraft!"
"In meinem Lokal gibt es den besten Brunch weit & breit!"
„Mein 2. Lokal wird schnell viele zufriedene Kunden zählen!"
"Ich freue mich am kleinen und am grossen Glück!"
"Ich bin offen für eine neue Liebe!"
"This is the time of my life!"
Werden Sie kreativ!
Und vor allem persönlich!
Und sprechen Sie die Affirmationen täglich laut aus (ein paar Mal nacheinander). Ganz so, wie es sich am besten für Sie anfühlt.
Visualisierungen sind bildhafte Darstellungen zur besseren Veranschaulichung & Verinnerlichung von Informationen & Zielen. Man nutzt dabei die Motivations- & Stimulations-Funktion von Bildern und ihre Fähigkeit, bestimmte Gefühle hervorzurufen. So können Bilder & Ziele besser im Gedächtnis verankert und kreativere Ideen entwickelt werden.
Neu ist das nicht. Im Sport etwa (und nicht nur dort ...) wird schon seit Jahrzehnten auf diese Weise gearbeitet – durchaus mit Erfolg. Ski-Springer etwa stellen sich – neben dem körperlichen Training – Tausende Male den perfekten Sprung vor, gehen ihn im Gedanken durch, bis sie ihn im Wettkampf (im Ideal-Fall) wie eine Kopie aus dem Drucker abrufen bzw. "ausdrucken" können. Speer-Werfer gehen Tausende Male den perfekten Wurf im Gedanken durch – und können ihn dann im besten Fall im Wettkampf nur noch "ausdrucken". Und so ähnlich funktioniert das auch bei vielen anderen Sportarten. Die mentale Stärke der Athleten ist ebenso wichtig wie ihre körperliche Verfassung – manchmal sogar wichtiger. Die Ursprünge dieser Methode gehen teilweise bis in die Antike zurück.
Man kann sich also durchaus persönliche Ziele im Gedanken vorstellen, so, als hätte man sie bereits erreicht – und sich in das entsprechende (positive) Gefühl hineinversetzen.
Andere Menschen dürfen allerdings bei unseren Affirmationen & Visualisierungen nicht (gedanklich) zu Schaden kommen. Wir können unsere Träume & Ziele nicht auf dem Rücken anderer realisieren.
Überhaupt ist Spiritualität sehr stark mit dem Gemeinschafts-Gedanken verbunden.
"Wir sind alle eins" ist daher nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern ein ernsthaftes Anliegen. Es geht darum, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen & zu fördern – und nicht das Trennende & Ausschliessende.
Es ist reichlich naiv zu glauben, es gehe im Leben vor allem um die eigene Familie und deren gut gepolsterten Fortbestand. Es geht um sehr viel mehr, wir sind letztlich alle eine grosse Familie – so abgedroschen das auch klingen mag.
Wissenschaftlich betrachtet sind wir alle Cousins & Cousinen verschiedenen Grades voneinander (es gibt zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema). Jede(r) hier auf Erden ist mindestens der/die 50. Cousin(e) von jedem anderen – meistens sind wir allerdings viel näher miteinander verwandt. Überdies tragen wir Atome längst verstorbener Menschen in uns – wo wir nicht einmal im Traum Verwandtschaft vermuten würden ...
Für den Umgang mit unseren Mitmenschen empfiehlt sich daher (nicht nur aus spiritueller Sicht):
- Aufmerksamkeit & Zuhören: Das tönt so einfach, geht im Alltag aber häufig unter. Wie oft ist man viel zu stark mit dem "Senden" der eigenen Botschaft(en) beschäftigt und vergisst völlig, dem Gegenüber aufmerksam zuzuhören. Engagiertes Zuhören muss man sich immer wieder aktiv bewusst machen. Aber es lohnt sich – Gespräche erhalten so eine ganz andere Qualität. Man spricht nicht mehr aneinander vorbei, ein echter Dialog entsteht. Und sowieso: Die eigenen Ansichten & Argumente kennt man ja bereits ...
- Herzlichkeit & Empathie: Ja, die Welt ist oft kalt & brutal – und es fehlt vielerorts an Herzlichkeit und aufrichtigem Mitgefühl. Aber hier kann jeder von uns ganz direkt einen Unterschied machen. Unseren Mitmenschen öfter mal herzlich & mitfühlend begegnen. Anteil nehmen, andere aufrichten (nicht richten), ihnen Mut machen. Das ist keine grosse Sache, kann aber viel bewirken.
- Spass & Heiterkeit: Wir haben bereits gesehen, dass Lachen gesund ist. Natürlich hat man oft nicht viel zu lachen – aber ein bisschen Spass muss sein, auch ohne Roberto. Lachen Sie öfter mal, über oder unter ihrem Niveau, über oder unter der Gürtellinie, ganz egal – Hauptsache nicht unmittelbar auf Kosten anderer. Mit anderen lachen, heisst die Devise, nicht über (einzelne) andere.
- Lebendigkeit & Leichtigkeit: Der Gegenpol von Gerechtigkeit ist nicht Unrecht – es ist Lebendigkeit. Das ist eine Erkenntnis, die nur langsam reift. Und nicht ohne ein gewisses Bedauern, denn viele von uns verfügen über einen ausgeprägten Gerechtigkeits-Sinn. Auch ich. Aber im Laufe der Jahre ist mir immer klarer geworden, dass man sich mit diesem Bedürfnis oft ins eigene Fleisch schneidet. Dass man an Lebendigkeit, an Tatkraft & Lebensfreude verliert. Denn indem wir (verständlicherweise) Gerechtigkeit einfordern, versteifen wir uns oft auf eine bestimmte Sache, blockieren ungemein viel Zeit & Energie und bezahlen nicht selten auch noch mit unserer Gesundheit. Der berühmte Schnitt ins eigene Fleisch ...
- Verzeihen & Vergeben: Wir haben gesehen, dass wir Schmerz, Ärger & Frust rauslassen und keinesfalls in uns hineinfressen sollen. Wir müssen aber auch irgendwann damit abschliessen können. Denn Groll, den wir über längere Zeit mit uns herumschleppen, schadet uns sowohl körperlich als auch seelisch. Irgendwann schadet man sich selber viel mehr als dem anderen – und das ist nicht Sinn der Sache. Der andere steht vielleicht längst ganz woanders im Leben, aber selber ist man immer noch im alten Schmerz verhaftet. Da hilft es manchmal, über den eigenen Schatten zu springen und zu verzeihen. Man tut es letztlich für sich selbst.
- Geben ohne Hintergedanken: Schenken macht glücklich, sagt der Volksmund, und da ist viel Wahres dran. Andere zu beschenken bzw. anderen hilfreich zur Seite zu stehen (jeder nach seinen Möglichkeiten), gibt einem einfach ein gutes Gefühl. Besonders, wenn es mit Sorgfalt & Bedacht geschieht und weniger dazu beiträgt, die Berge unnützer & unschöner Dinge weiter zu vergrössern. Oder elegant den eigenen Ballast abzuwerfen – unter dem Deckmantel des Gutmenschentums. Finden Sie andere Wege, "auszumisten".
- Dankbarkeit: Dankbarkeit ist grundsätzlich wichtig im Leben. Dankbarkeit zieht mehr Gründe nach sich, dankbar zu sein. In der alt-asiatischen spirituellen Tradition gibt es den schönen Satz: "Wenn du nur ein einziges Wort sagen könntest, und es wäre 'danke', dann wäre das genug."
Zum Abschluss noch eines meiner Lieblings-Zitate vom amerikanischen Philosophen & Schriftsteller Ralph Waldo Emerson (aus dem 19. Jahrhundert), der auch ein grosser spiritueller Geist gewesen ist. Und der den grossen Reichtum und das Potential, das in uns allen steckt, erkannt & benannt hat:
"Was vor uns liegt, was hinter uns liegt,
ist nichts verglichen mit dem,
was in uns liegt."
Andere haben das später so ausgedrückt:
„Du bist nicht nur der Tropfen
im Universum –
du bist auch das Universum
im Tropfen."